Paweł Machcewicz

Prof. Dr. Paweł Machcewicz ist Historiker und Professor am Institut für Politische Studien der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau. Von 2008 bis 2017 war Gründungsdirektor des Museums des Zweiten Weltkriegs in Gdańsk. Er hat an der Universität Warschau und an der Nicolaus-Copernicus-Universität in Toruń gelehrt und war 2000–2006 Direktor für die Bereiche Forschung und Bildung des Instituts für nationales Gedenken (Instytut Pamięci Narodowej, IPN). Er ist Herausgeber und Ko-Autor der Publikation Wokół Jedwabnego (2002; dt. Ausgabe: Der Beginn der Vernichtung. Zum Mord an den Juden in Jedwabne und Umgebung in Sommer 1941. Neue Forschungsergebnisse polnischer Historiker, Fibre, Osnabrück: 2004) über das Massaker an Juden, das 1941 in Jedwabne und Umgebung von ihren polnischen Nachbar*innen verübt wurde. Zu seinen weiteren Büchern zählen: Rebellious Satellite. Poland 1956 (Woodrow Wilson Center-Stanford University Press, Washington DC-Stanford, 2009), Poland`s War on Radio Free Europe 1950-1989 (Woodrow Wilson Center-Stanford University Press, Washington DC-Stanford, 2014), The War That Never Ends. The Museum of the Second World War in Gdańsk (De Gruyter, Berlin-Boston 2019).

Foto von Rudolf H. Boettcher
Historiker, Museen und Geschichtspolitik. Der Fall Polen
Geschichte ist in Polen in den letzten 20 Jahren zu einem wichtigen politischen und ideologischen Schlachtfeld geworden. Dieser Prozess hat bei Historiker*innen für enormen Druck gesorgt. Die rechtskonservative, nationalistische und populistische Partei „Recht und Gerechtigkeit" (Prawo i Sprawiedliwość – PiS), die 2005–2007 und dann wieder 2015–2023 regierte, hat der Geschichte und den Historiker*innen mehr Aufmerksamkeit gewidmet als jede andere polnische Regierung zuvor, womöglich auch mehr als in irgendeinem anderen Land der EU. Die PiS entwickelte eine eigene Geschichtspolitik und versuchte, diese den Forscher*innen und den Institutionen aufzunötigen, die sich mit Geschichte befassen. Wer sich den offiziellen Narrativen nicht anschließen wollte, wurde von der Regierung gegängelt und als Verräter*in hingestellt, der/die das eigene Land verunglimpfen will. Die gewichtigsten Fälle waren das Museum des Zweiten Weltkriegs in Gdańsk und Wissenschaftler*innen, die zu polnischen Mitläufern beim Holocaust forschten. Andererseits gab es viele Historiker*innen, die die Geschichtspolitik der Regierung unterstützten und sich an der Ausgestaltung der offiziellen Narrative beteiligten. Die Erfahrungen in Polen haben eine Bedeutung, die weit über die Dimension eines Landes hinausreicht. Sie erzählen eine wichtige Geschichte über die Herausforderungen, denen sich Geschichtswissenschaft und Historiker*innen gegenübersehen, wenn sie auf eine politische Kraft treffen, die entschlossen ist, die Vergangenheit aus politischen und ideologischen Gründen auszuschlachten.
Paweł Machcewicz
Prof. Dr. Paweł Machcewicz ist Historiker und Professor am Institut für Politische Studien der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau. Von 2008 bis 2017 war Gründungsdirektor des Museums des Zweiten Weltkriegs in Gdańsk. Er hat an der Universität Warschau und an der Nicolaus-Copernicus-Universität in Toruń gelehrt und war 2000–2006 Direktor für die Bereiche Forschung und Bildung des Instituts für nationales Gedenken (Instytut Pamięci Narodowej, IPN). Er ist Herausgeber und Ko-Autor der Publikation Wokół Jedwabnego (2002; dt. Ausgabe: Der Beginn der Vernichtung. Zum Mord an den Juden in Jedwabne und Umgebung in Sommer 1941. Neue Forschungsergebnisse polnischer Historiker, Fibre, Osnabrück: 2004) über das Massaker an Juden, das 1941 in Jedwabne und Umgebung von ihren polnischen Nachbar*innen verübt wurde. Zu seinen weiteren Büchern zählen: Rebellious Satellite. Poland 1956 (Woodrow Wilson Center-Stanford University Press, Washington DC-Stanford, 2009), Poland`s War on Radio Free Europe 1950-1989 (Woodrow Wilson Center-Stanford University Press, Washington DC-Stanford, 2014), The War That Never Ends. The Museum of the Second World War in Gdańsk (De Gruyter, Berlin-Boston 2019).

Foto von Rudolf H. Boettcher
Historiker, Museen und Geschichtspolitik. Der Fall Polen
Geschichte ist in Polen in den letzten 20 Jahren zu einem wichtigen politischen und ideologischen Schlachtfeld geworden. Dieser Prozess hat bei Historiker*innen für enormen Druck gesorgt. Die rechtskonservative, nationalistische und populistische Partei „Recht und Gerechtigkeit" (Prawo i Sprawiedliwość – PiS), die 2005–2007 und dann wieder 2015–2023 regierte, hat der Geschichte und den Historiker*innen mehr Aufmerksamkeit gewidmet als jede andere polnische Regierung zuvor, womöglich auch mehr als in irgendeinem anderen Land der EU. Die PiS entwickelte eine eigene Geschichtspolitik und versuchte, diese den Forscher*innen und den Institutionen aufzunötigen, die sich mit Geschichte befassen. Wer sich den offiziellen Narrativen nicht anschließen wollte, wurde von der Regierung gegängelt und als Verräter*in hingestellt, der/die das eigene Land verunglimpfen will. Die gewichtigsten Fälle waren das Museum des Zweiten Weltkriegs in Gdańsk und Wissenschaftler*innen, die zu polnischen Mitläufern beim Holocaust forschten. Andererseits gab es viele Historiker*innen, die die Geschichtspolitik der Regierung unterstützten und sich an der Ausgestaltung der offiziellen Narrative beteiligten. Die Erfahrungen in Polen haben eine Bedeutung, die weit über die Dimension eines Landes hinausreicht. Sie erzählen eine wichtige Geschichte über die Herausforderungen, denen sich Geschichtswissenschaft und Historiker*innen gegenübersehen, wenn sie auf eine politische Kraft treffen, die entschlossen ist, die Vergangenheit aus politischen und ideologischen Gründen auszuschlachten.